Wochenschau: Lass die Liger Liger sein und Klose weiter Pornos gucken | OneFootball

Wochenschau: Lass die Liger Liger sein und Klose weiter Pornos gucken | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Niklas Levinsohn·4. April 2020

Wochenschau: Lass die Liger Liger sein und Klose weiter Pornos gucken

Artikelbild:Wochenschau: Lass die Liger Liger sein und Klose weiter Pornos gucken

Wer über Löwen-Tiger-Hybride und geöffnete Porno-Tabs berichtet, hat die Kontrolle über seinen Sportjournalismus verloren. Mit dieser von Karl Lagerfeld entliehenen und leicht abgewandelten Feststellung entlassen wir dich in die Wochenschau.

Übersättigung. Das ist so ein Schlagwort, das in der Diskussion über die Entwicklung des modernen Fußballs in der Vergangenheit gerne mal gefallen ist. Dahinter steckte die Angst, der gemeine Fan könne sich irgendwann von der schönsten Nebensache der Welt abwenden. Weil es ihm ganz einfach zu viel wird. Zu viel Fußball also. Zumindest diese Sorge muss vorerst niemand mehr mit sich rumtragen.


OneFootball Videos


Der Mangel an gespieltem Fußball führt jedoch unweigerlich auch zu einem Mangel an Geschichten, die sich über den Fußball erzählen lassen. Klar: Hier verlängert Hansi Flick seinen Vertrag beim FC Bayern, da sortiert der HSV ohne erkennbare Not seine Führungsebene neu. Tagesgeschäft eben. Aber auch wir würden lügen, wenn wir behaupten würden, einen Tag mit Nachrichten rund um den Fußball zu füllen sei leichter geworden.

Artikelbild:Wochenschau: Lass die Liger Liger sein und Klose weiter Pornos gucken

Insofern ist es zunächst einmal verständlich, dass die Ansprüche an eine erzählenswerte Geschichte nicht mehr die gleichen sind wie vielleicht noch vor vier Wochen. Da sich aktuell aber nicht seriös vorhersagen lässt, wann diese Zeit des Mangels ein Ende findet, ist vielleicht jetzt ein guter Zeitpunkt, um sich die eine oder andere Frage zu stellen. Zum Beispiel: Wann wird es mir eigentlich zu blöd?

Das gilt sowohl für die Geschichtenerzähler als auch deren Rezipienten. Also für dich, den Leser oder die Leserin. Zwei dieser zweifelhaften Geschichten sind in dieser Woche auf der Jagd nach Zugriffszahlen durch das Fußballinternet gegeistert. Da wäre zum einen Memphis Depays Begegnung mit einem Ligerbaby. Hier ist nicht etwa ein T mit einem L verwechselt worden. Liger sind von Menschenhand gemachte Hybride aus Löwen und Tigern.

Mit der Babyversion eines solchen Zuchtexemplars hat der Star von Olympique Lyon nun auf Instagram posiert. Schließlich inszeniert sich der 26-Jährige selbst zwar nicht als Liger, aber eben als Löwe. Im ersten Schritt hat er einen Shitstorm geerntet, weil exotische Tiere in beengten Räumen bei der breiten Masse selten gut ankommen. Im zweiten Schritt hat Depay dann den Rassismus in den Niederlanden angeprangert, weil unter seinen Kritikern wohl auch rückständige Idioten waren.

Jürgen Klinsmann würde fragen: Aber wo bleibt der Mehrwert? Diese Geschichte, wenn man sie denn so nennen will, ist weder sportlich relevant noch unterhaltsam. Was von ihr vielleicht gewonnen werden kann ist die Erkenntnis, dass zu viel Geld, zu viel Ego und zu viel Langeweile selten zu wünschenswerten Resultaten führen.

Artikelbild:Wochenschau: Lass die Liger Liger sein und Klose weiter Pornos gucken

Ebenfalls über einen Instagram-Post gestolpert, so zumindest die mediale Auslegung, ist der frühere Bundesliga-Verteidiger Timm Klose. Der teilte mit seinen Followern am 1. April ein Foto seines Laptops, hatte dabei aber noch die Pornoseite ‚Pornhub‘ als weiteren Tab geöffnet. Bei ‚Bild‘ und ‚Sport1‘ war in der Folge von einem peinlichen Missgeschick bzw. einem peinlichen Fauxpas die Rede.

Was genau daran peinlich gewesen sein soll, bleibt nachfolgend allerdings ungeklärt. Hoffentlich nicht, dass ein Fußballprofi, der zufälligerweise auch ein Mensch ist, offensichtlich hin und wieder masturbiert. Und in China fällt ein Sack Desinfektionsmittel um. Richtig verpackt und gut platziert lässt sich mit solchen „Kuriositäten“ sicherlich auch in Zeiten von Corona eine ordentlich Portion Traffic generieren. Auch bei uns sind übrigens beide Geschichten eingelaufen. Das soll nicht verschwiegen werden.

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Nun wollen wir aber nicht alles auf das böse Wort mit C schieben. Gut möglich, dass Depay und Klose während des laufenden Spielbetriebs ebenfalls zu Klickmagneten verarbeitet worden wären. Bloß läuft der Spielbetrieb nun mal nicht mehr. Das ist für jeden, der mit Berichten über Fußball sein Geld verdienen muss, eine riesengroße Herausforderung. Und eine riesengroße Chance.

Eine Chance, kreativ und mutig zu sein und mit neuen Ideen und Formaten sich und den Leserinnen und Lesern zu beweisen, dass diese Zeit der Ungewissheit informativ und unterhaltsam überbrückt werden kann. Aber auch eine Chance, nicht mehr gedankenlos über jedes Stöckchen zu springen, das die Fußballwelt einem hinhält.