Wochenschau: Klinsmann ist der Manchurian Kandidat der 50+1-Bewegung | OneFootball

Wochenschau: Klinsmann ist der Manchurian Kandidat der 50+1-Bewegung | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Niklas Levinsohn·14. Februar 2020

Wochenschau: Klinsmann ist der Manchurian Kandidat der 50+1-Bewegung

Artikelbild:Wochenschau: Klinsmann ist der Manchurian Kandidat der 50+1-Bewegung

Die Posse um Jürgen Klinsmann bei der Hertha hat angedeutet, welche Risiken das von außen angekarrte große Geld mitbringt. Womöglich war genau das der Plan.

Der Letzte, der in Berlin derart verbrannte Erde hinterließ, machte seinen Vornamen in der Folge für alle nach ihm kommenden Generationen unbrauchbar. Eltern dürften ihre Söhne wohl auch in Zukunft weiterhin Jürgen nennen. Vor allem in Dortmund und Liverpool. Aber die Art und Weise, mit der Jürgen Klinsmann in der zurückliegenden Woche vor allem an sich selbst Rufschädigung betrieben hat, wirft Fragen auf. Zum Beispiel diese: Kann da wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen sein?


OneFootball Videos


Ein zum Trainer gemachtes Aufsichtsratsmitglied, auf Drängen des Investors mit dem dicken Portmonee in den Verein geholt, verbringt neun seiner zehn Wochen im Amt damit, trotz akuter Abstiegsnöte von Europa und der schillernden Zukunft des „Big City Clubs“ zu quatschen. Zieht im Winter für 76 Millionen Euro Neuzugänge ans Land, die zu einem nicht unwesentlichen Teil dank seines immer noch (???) klangvollen Namens von einem Wechsel nach Berlin überzeugt wurden.

Artikelbild:Wochenschau: Klinsmann ist der Manchurian Kandidat der 50+1-Bewegung

Und genau dieser Mann mit den großen Ideen verkündet dann am Dienstag im Alleingang und ohne Absprache seinen Rücktritt – via Facebook. Freilich nur vom Platz an der Seitenlinie. Seinen sicher nicht ganz schlecht dotierten Sitz im Aufsichtsrat möchte Klinsmann gerne wieder einnehmen. Dass er das nicht darf, verkündet die Hertha zwei Tage später auf einer eigenen Pressekonferenz. In der Zwischenzeit hatte der Ex-Bundestrainer in einem seiner geliebten Facebook Live Videos die letzte Chance auf eine weitere Zusammenarbeit zu Grunde schwadroniert.

Würde man anhand eines Praxisbeispiels demonstrieren wollen, warum die 50+1-Regelung eine gute Sache ist, gäbe es kaum besseres Anschauungsmaterial als die vergangenen fünf Tage bei der Hertha. Zwar hat Investor Lars Windhorst, aktuell im Besitz von 49,9 Prozent des Hauptstadtklubs bzw. seiner ausgegliederten Profi-Abteilung, auf besagter Pressekonferenz Werbung in eigener Sache machen können.

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Botschafter der Angst

Aber als Anhänger der Alten Dame dürfte man dennoch froh sein, den eigenen Verein nicht gänzlich in fremden Händen zu wissen. Immerhin ist Klinsmann die Wunschbesetzung Windhorsts gewesen, der 43-Jährige bedauert weiterhin den Abschied des Ex-Profis: „Ich glaube nach wie vor, dass es ein Gewinn für uns war, Jürgen Klinsmann zu engagieren. Ich bedauere, dass wir es nicht geschafft haben, ihn zu halten. Wir haben gemerkt, welche Zugkraft sein Name hat.“

Vielleicht war Jürgen Klinsmann ja genau dazu da? Ein von 50+1-Schutzpatron Andreas Rettig platzierter Doppelagent. Darauf angesetzt, in möglichst kurzer Zeit einen möglichst großen Abschreckungseffekt zu erzielen. Für all jene, die das oberste Gebot des deutschen Fußballs lieber früher als später aus dem Regelwerk getilgt sehen möchten. Sozusagen der Manchurian Kandidat der Fußballromantiker.

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Um vorzuführen, wie trügerisch die Hoffnung auf durch Investoren herbeigeführte Besserung ist, braucht es aber eigentlich kein groß angelegtes Täuschungsmanöver. Dazu reichte diese Woche ein Blick nach Kaiserslautern. Abseits der auf Berlin gerichteten Scheinwerfer bangen die Roten Teufel um die Lizenz für ein weiteres Jahr 3. Liga. Dabei hatte Bauunternehmer Flavio Becca im Sommer des Vorjahres doch noch gegenüber der ‚Sport Bild‘ getönt: „Natürlich ist die Champions League eines unserer Ziele, die wir uns setzen müssen.“

Blöd nur, dass der Luxemburger bis heute keinen Cent in den FCK gesteckt hat. Stand jetzt ist er lediglich Teil der regionalen Investoren, mit denen Aufsichtsratsmitglied und Ex-Schiedsrichter Markus Merk zur Stunde verhandelt, um die wohl benötigten vier Millionen Euro für die Lizenz aufzutreiben. Bislang hat Becca also viel erzählt, aber keine Taten folgen lassen. Oder auch: Er hat den Klinsmann gemacht.