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Niklas Levinsohn·17. Januar 2020

Wochenschau: Hannover führt Widerspruchslösung ein - ohne Organe

Artikelbild:Wochenschau: Hannover führt Widerspruchslösung ein - ohne Organe

Die abgelaufene Woche stand im Zeichen des Widerspruchs. Nicht nur beim Thema Organspende, sondern auch in der Welt des Fußballs. Zum Beispiel in Hannover.

Als im Bundestag unter der Woche diskutiert wurde, wie denn nun der Knappheit an Spenderorganen in Deutschland beigekommen werden sollte, warf Grünen-Chefin Annalena Baerbock die Frage auf, wem der Mensch gehöre. Ihre Antwort: „Nicht dem Staat, nicht der Gesellschaft, sondern sich selbst.“ Damit hat die 39-Jährige aber nur fast recht. Denn Menschen, die gleichzeitig auch Angestellte von Hannover 96 sind, gehören in erster Linie Martin Kind.


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Diesem ältesten und weißesten aller alten, weißen Männer des deutschen Fußballs, der vom vermeintlichen Segen des Vereins in den vergangenen Jahren zum Fluch geworden ist. Unter der Woche schmiss Kind (Ex-)Sportdirektor Jan Schlaudraff nach gerade mal acht Monaten raus und ersetzte ihn – zumindest übergangsweise – durch Gerhard Zuber.

Ganz genau. Der frühere Assistent von Horst Heldt, der gegen Hannover 96 vors Arbeitsgericht gezogen ist, weil er ohne Vertragsauflösung freigestellt wurde. Plötzlich hat der Österreicher, einst als Mitschuldiger des sportlichen Niedergangs ausgemacht, „das volle Vertrauen der Geschäftsführung“. Zumindest ein kleiner Trostpreis für alle Befürworter der Widerspruchslösung.

Hannover war allerdings nicht der einzige Klub, der diese Woche durch eine widersprüchliche Personalentscheidung auf sich aufmerksam gemacht hat. Unverhofft lässt sich also aus dem Niemandsland der 2. Bundesliga ein Faden zum spanischen Tabellenführer spinnen. In Barcelona haben sie sich dafür entschieden, einen Trainer zu feuern, der in zwei Jahren zwei Mal Meister sowie ein Mal Pokalsieger geworden ist. Und auch bis zuletzt an der Spitze von La Liga stand.

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Abgelöst wurde Ernesto Valverde durch Quique Setién, der zwar ebenfalls ein alter, weißer, aber mutmaßlich auch ein alter, weiser Mann ist. Beweisstück A: Diese Videoaufnahmen aus dem Jahr 1991, die den heute 61-Jährigen im Duell mit dem ehemaligen Schachgroßmeister Anatoli Karpow zeigen. Setién war zwar nur einer von 33 Spielern, mit denen sich der Russe gleichzeitig duellierte. Aber in Barcelona ist er ja auch nur einer von vielen Angestellten, die im Dienste von Fußballgroßmeister Lionel Messi stehen.

Was für eine Art Angestellter Jürgen Klinsmann bei Hertha BSC ist, das können die Berliner wohl selbst nicht so ganz beantworten. Wie die ‚Bild‘ berichtete und die ‚DFL‘ bestätigte, coachte Big-City-Coach Klinsmann zuletzt ohne gültige Trainerlizenz. Die Lizenz des 55-Jährigen war abgelaufen, der Antrag auf Erneuerung wurde nicht rechtzeitig eingereicht. Die Chefrolle, die er seit November des Vorjahres ausfüllt, bekleidete er also strenggenommen ohne den dazugehörigen Nachweis der Qualifikation. Entwarnung gab es allerdings am Samstagmorgen – die Lizenz wurde durch den ‚DFB‘ und die ‚DFL‘ offiziell verlängert.

Nun konnte sich Klinsmann glücklich schätzen. Bürokratie braucht zwar ihre Zeit, aber die vermissten Dokumente ließen nicht allzu lange auf sich warten. Die Rede ist in diesem Fall schließlich nicht von Spenderorganen. Wer 16 Jahre oder älter ist und Tausenden betroffenen Menschen in Deutschland eine bessere Chance aufs Überleben geben möchte, der kann hier seinen kleinen Beitrag leisten.