Wieder gegen Bremen: Warum Dortmunds Pokal Déjà-vu kein Zufall ist | OneFootball

Wieder gegen Bremen: Warum Dortmunds Pokal Déjà-vu kein Zufall ist | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Niklas Levinsohn·5. Februar 2020

Wieder gegen Bremen: Warum Dortmunds Pokal Déjà-vu kein Zufall ist

Artikelbild:Wieder gegen Bremen: Warum Dortmunds Pokal Déjà-vu kein Zufall ist

Wieder Februar, wieder Achtelfinale im DFB-Pokal, wieder Werder Bremen: Borussia Dortmund dürfte sich am Dienstagabend in einem Déjà-vu gewähnt haben. Aus gutem Grund.

Manche Menschen sehen Déjà-vus als Fehler in der Matrix. Kleine Hinweise darauf, dass unsere vermeintliche Realität bloß eine Simulation ist. Das gestrige Pokal-Aus des BVB in Bremen, nahezu exakt ein Jahr nachdem die Schwarz-Gelben schon mal im Achtelfinale an Werder gescheitert sind, beweist jedoch etwas Anderes: Dortmund tritt auf der Stelle. Vielleicht hat sich die Mannschaft von Lucien Favre sogar zurückentwickelt.


OneFootball Videos


Die Bremer, gegen die sich der BVB im Vorjahr frühzeitig aus dem DFB-Pokal verabschiedete, hatten nämlich zehn Punkte mehr auf dem Konto und standen sechs Plätze weiter oben in der Tabelle als die aktuell von Florian Kohfeldt trainierte Mannschaft. Eine Mannschaft, die bis zum Duell mit Dortmund ganze zwei Treffer im Jahr 2020 erzielt hatte. Die Torschützen? Florian Kastenmeier (Fortuna Düsseldorf) und Tin Jedvaj (FC Augsburg).

Artikelbild:Wieder gegen Bremen: Warum Dortmunds Pokal Déjà-vu kein Zufall ist

Auf die Elf von Lucien Favre ist allerdings Verlass, wenn es darum geht, einem formschwachen Gegner wieder auf die Beine zu helfen. Das gilt insbesondere für die Dortmunder Defensivabteilung, die eklatante Unzulänglichkeiten offenbarte. Achraf Hakimi erwischte einen rabenschwarzen Tag, wenig besser sah es bei Mats Hummels aus. Manuel Akanji fragte einmal mehr in Form seiner Leistung: „Trainer, warum spiele ich eigentlich noch?“

Ja, warum eigentlich? Der Schweizer wirkt seit der Hummels-Rückkehr wie eine Betaversion seiner selbst, besonders in den Schlussminuten der Pokalpartie machte sich seine Verunsicherung deutlich bemerkbar. Akanji verweigerte konsequent den Pass in die Spitze, gab das Spielgerät Mal um Mal an seinen Abwehrkollegen weiter. Derweil saß Emre Can 89 Minuten lang auf der Ersatzbank.

Artikelbild:Wieder gegen Bremen: Warum Dortmunds Pokal Déjà-vu kein Zufall ist

Ein prominenter Neuzugang, der eine der Positionen in der Dreierkette problemlos hätte bekleiden können. Favre lässt bei der Einbindung neuer Spieler eine Zaghaftigkeit walten, die von Außen nur schwer nachvollziehbar ist. Auf der grünweißen Gegenseite ist Kevin Vogt seit seiner Ankunft in Bremen Stammspieler, verpasste keine Minute. Wohlgemerkt nach nahezu zwei Monaten ohne Pflichtspieleinsatz. Favre steht sich mit seinem vom Perfektionismus getriebenen Kontrollbedürfnis selbst im Weg, lässt keine Unbekannte in seinen Entscheidungen zu.

Auch im Angriff setzte der 62-Jährige auf Altbewährtes. Ließ Erling Haaland – sieben Bundesliga-Toren in drei Spielen zum Trotz – bis zur Pause draußen, vertraute dafür in vorderster Reihe Marco Reus. Der Kapitän blieb im ersten Durchgang blass und schaute im zweiten weitestgehend zu, wie Haaland und seine Teenie-Kollegen Giovanni Reyna und Jadon Sancho den BVB in der Partie hielten. Bezeichnend, dass es Reus war, der Leonardo Bittencourt das zwischenzeitliche 2:0 durch seine schwache Klärungsaktion auflegte.

Der Frust, den der 30-Jährige ob seines sportlichen Bedeutungsverlusts verspürt, zeigte er bei seiner Auswechslung am Wochenende im Heimspiel gegen Köln. Mit elf Treffern und sechs Assists in 19 Bundesliga-Begegnungen lesen sich Reus‘ Zahlen natürlich immer noch stark. Aber man kann mit Spielern Titel gewinnen und man kann wegen Spielern Titel gewinnen. Das Standing und die Bezahlung des Offensivmanns beruhen auf der Annahme, dass er zur letzteren Kategorie gehört. Den finalen Beweis dafür ist Reus in acht Jahren Dortmund immer noch schuldig geblieben.

So bleiben nach der ersten verspielten Titelchance noch die Meisterschaft und die Champions League. Dass die Dortmunder Defensive ausgerechnet gegen Neymar und Mbappé standhält, übersteigt zum aktuellen Zeitpunkt die menschliche Vorstellungskraft. Viel Fantasie braucht es aber auch, um den BVB am Ende der Saison mit der Schale über den Borsigplatz fahren zu sehen. Denn wo Pokalpleiten gegen gebeutelte Bremer sind, da sind Punktverluste gegen Hoffenheim und Frankfurt nicht weit.

Das tückische an der aktuellen Dortmunder Situation: Auch wenn die Titelträume wieder platzen sollten, fallen die Schwarz-Gelben vergleichsweise weich. Um sich nicht erneut für die Königsklasse zu qualifizieren und dort sowie in der Bundesliga nicht erneut eine gute Rolle zu spielen, dafür ist diese Mannschaft inzwischen schlichtweg zu stark besetzt. Und wenn auch nicht alles perfekt ist, am Ende ist es doch erträglich. Wer will da schon die rote Pille nehmen?