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Niklas Levinsohn·7. September 2019

Was Deutschland fehlt: Ein volltätowierter Hobby-Rapper mit $wag

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Deutschland hat nach 14 Siegen in Serie mal wieder eine Partie in einer Qualifikationsrunde verloren. Auch weil die Niederlande jemanden hatten, der Deutschland fehlt: Memphis Depay.

Wann immer es bei einem deutschen Spitzenklub oder gar bei der deutschen Nationalmannschaft trotz vermeintlich großer Qualität nicht läuft, wird irgendwo in der Fußballnation der Ruf nach „Typen“ laut. Ist aber hierzulande von Typen die Rede, schwirren körnige Bilder von Stefan Effenberg und Mario Basler durch unsere Köpfe. Damit muss Schluss sein.


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Nicht nur weil sich viele dieser sogenannten Typen nach ihrer aktiven Karriere bestenfalls als zweifelhafte Sprücheklopfer mit Macho-Attitüde über Wasser halten, sondern weil sie als Spielertypen den Blick von dem ablenken, was der deutsche Fußball wirklich braucht: Einen Memphis Depay. Oder einen Jadon Sancho. Oder einen Ousmane Dembélé.

Der seit seinem gescheiterten United-Experiment in Lyon kickende Niederländer mischte die wacklige DFB-Defensive in Hamburg im Alleingang auf, war auch ohne eigenen Treffer an drei von vier Oranje-Toren unmittelbar beteiligt. Auf der Gegenseite blieben Timo Werner und Marco Reus, die in der Bundesliga regelmäßig herausragen, enttäuschend blass. Gemeinsam kamen beide auf einen Torschuss und eine Torschussvorlage.

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Viel schwerer wiegt im Nachgang jedoch, wie risikoarm die deutschen Offensivkräfte aufgetreten sind. Keine Ideen, kein Mut und vor allem: Keine Eins-gegen-Eins-Situationen. Wer auf einen deutschen Spieler wartet, der es mit einem oder gar zwei oder drei Gegenspielern gleichzeitig aufnimmt, der sollte seine Hoffnungen lieber der Inbetriebnahme des BER zuwenden. Da wird er vermutlich früher entlohnt.

Selbst Kai Havertz, perspektivisch Deutschlands aussichtsreichster Kandidat auf den Gewinn der Wahl zum Weltfußballer, geht diese Extraportion Exzentrik ab, die Spieler wie Memphis Depay auszeichnet. Diese technische Brillanz gepaart mit einem immer auch mit dem Größenwahn kokettierenden Selbstvertrauen. Ein Selbstvertrauen, das einem 25-jährigen Profifußballer dann eben auch mal einflüstert, er könne es ja auch mal als Rapper versuchen.

Privatjet, glitzernde Ketten und Bargeld, das sich zumindest dem Songtext zufolge bis unter die Zimmerdecke stapelt. Nicht auszudenken, was los wäre, wenn einer der Kicker von Löws Gnaden auf die Idee käme, sich auf vergleichbare Art und Weise zu inszenieren. In der Modenation Deutschland wurden aus 80 Millionen Bundestrainern ja schon 80 Millionen Optikpäpste als Leroy Sané die Dreistigkeit besaß, sich mit einer Balenciaga-Designerjacke aus dem Haus zu trauen.

Sané ist übrigens nach dem DFB-Rücktritt von Mesut Özil der einzige deutsche Nationalspieler in Sichtweite, der das Element des Unvorhersehbaren auf Weltklasse-Niveau verkörpern kann. Unabhängig davon, dass er den Bayern … äh Manchester City und Deutschland derzeit verletzungsbedingt fehlt, ist es auch davor noch nicht gelungen, den 23-Jährigen im DFB-Team voll zu integrieren.

Das muss sich nicht etwa der Spieler ankreiden lassen, sondern sein Trainer und auch all jene, die Spieler wie Sané und Özil ob ihrer fehlenden Systemhörigkeit immer kritisch beäugt haben. Wer einem Fußballer nicht gestattet, außerhalb des Feldes außergewöhnlich zu sein, der darf sich nicht wundern, wenn er es dann auch auf dem Feld nicht ist.

Was aber passiert, wenn man in außergewöhnlichen Momenten so ganz ohne außergewöhnliche Spieler auskommen muss, haben wir alle gestern Abend gesehen. Wiederholung im Sommer 2020 nicht ausgeschlossen.