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Helge Wohltmann·26. August 2019

Warum uns die Handregel diese Saison noch mehr nerven wird

Artikelbild:Warum uns die Handregel diese Saison noch mehr nerven wird

Eigentlich sollten die Regeln in Sachen Handspiel endlich eindeutig werden. Stattdessen kämpfen wir mit alten Problemen und haben ein neues hinzubekommen.

Es lief die 71. Minute, als zumindest ein Teil der Hoffenheimer Arena und ganz Bremen vor Freude explodierte. Niclas Füllkrug hatte sich gerade gegen Kevin Vogt durchgekämpft und das Leder zum Ausgleich über die Linie gestochert. Der Stürmer bejubelte seinen Doppelpack, die Fans hofften darauf, dass Werder das Spiel doch noch drehen würde. Aber nein. Schiedsrichter Sascha Stegemann hielt Rücksprache mit dem Videoassistenten und nahm den Treffer zurück.


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Nicht etwa, weil Füllkrug den Ball absichtlich mit der Hand gespielt hätte, sondern weil die Kugel unabsichtlich aus kürzester Distanz von Vogt abgeprallt und an Füllkrugs Arm gesprungen war, bevor er sein Tor erzielte. Hätte Vogt den Ball so an den Arm bekommen, wäre es kein Elfmeter gewesen. Hätte Füllkrug nicht direkt danach ein Tor erzielt, wäre es auch kein Handspiel gewesen. Da er aber einnetzte, wurde aus einem eigentlich nicht vorhandenen Vergehen plötzlich ein Grund, ein Tor abzuerkennen.

Um es noch einmal klarzustellen: Stegemann hat in dieser Szene keinen Fehler gemacht, sondern genauso gehandelt, wie es sich die Funktionäre des International Football Association Board (IFAB) vorgestellt hatten. Die acht Mitglieder der IFAB treffen sich jedes Jahr im Februar oder März, um die neuen Regeln des Fußballs festzulegen. Und dieses Mal haben sie sich selbst übertroffen. Denn ab dieser Saison soll jedes Tor aberkannt werden, wenn unmittelbar vorher auch nur irgendwie eine Hand oder ein Arm der angreifenden Mannschaft vom Ball getroffen wurde.

„Wie das Regelwerk wieder verändert wurde, ist wieder eine Sache, die den Fußball meiner Meinung nach noch ein Stück mehr verschlechtert“, fand Füllkrug nach dem Spiel passende Worte. „Ich will jetzt nicht gleich kaputtmachen sagen. Ich kann es nicht nachvollziehen. Aber laut dem Regelwerk ist es kein Tor.“ Im Grunde genommen werden angreifende und verteidigende Spieler von den Schiedsrichtern ab jetzt nämlich unterschiedlich bewertet.

Mit einem Vorteil für die verteidigende Mannschaft. Und das führt natürlich zu genau dem, was wir alle wollen: Weniger Tore.

Wer jetzt vermutet, dass es sich dabei um einen Einzelfall handelt, sei auf die Premier League verwiesen, wo es ähnliche Szenen bereits in den Spielen zwischen Wolverhampton und Leicester (1. Spieltag) sowie Manchester City und Tottenham (2. Spieltag) gegeben hatte.

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Ilkay Gündogan hatte im Nachhinein auf die neue Regel geschimpft: „Jeder Angreifer, der den Ball mit der Hand spielt, egal ob absichtlich oder nicht, wird mit einem Freistoß bestraft? Und als Verteidiger ist es in Ordnung? Das benachteiligt nur die angreifende Mannschaft“, schrieb er auf Twitter und postete ein Bild des vermeintlichen Handspiels von Aymeric Laporte auf Twitter, auf dem deutlich zu sehen ist, dass beide Spieler mit dem Oberarm am Ball waren. Bestraft wurde allerdings nur das angreifende Team.

Wie verrückt das Ganze ist, macht auch ein Blick auf das Spiel zwischen Schalke und Bayern vom Samstag deutlich. Benjamin Pavard hatte dort mit ausgestrecktem Arm einen möglichen Treffer der Königsblauen verhindert. Marco Fritz und seine Videoassistenten entschieden allerdings nicht auf Elfmeter, da keine Absicht vorgelegen habe. „Der Ball geht aufs Tor, der Gegenspieler spreizt den Arm ab. Ob Absicht oder nicht: So was ist für mich Elfmeter, so habe ich die Regelauslegung verstanden“, befand S04-Trainer David Wagner danach auf ‚Sky‘.

Pavard durfte also ein mögliches Tor mit seinem Arm verhindern, auch Ivan Perišić bekam im selben Spiel einen Freistoß von Daniel Caligiuri an den Arm und verhinderte so einen potenziellen Treffer. Beide Szenen sorgten für hitzige Diskussionen, die wir noch aus der vergangenen Saison kennen. Im Vergleich mit der Füllkrug-Entscheidung zeigen sie aber auch, dass Handspiele der Angreifer und Verteidiger künftig unterschiedlich behandelt werden müssen.

Ein verrückter Umstand, der noch für viel Unverständnis bei Fans und Spielern sorgen und uns alle nerven wird.