DFB im Videobeweis-Chaos: Grindel rudert zurück | OneFootball

DFB im Videobeweis-Chaos: Grindel rudert zurück | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Emilie Rauschütz·13. November 2017

DFB im Videobeweis-Chaos: Grindel rudert zurück

Artikelbild:DFB im Videobeweis-Chaos: Grindel rudert zurück

Der DFB bekommt die Kommunikation im Rahmen des Videobeweises einfach nicht unter Kontrolle. Am Sonntagabend musste DFB-Präsident Reinhard Grindel seine eigenen Aussagen von einem Interview am Sonntagmorgen via DFB-Website wieder korrigieren.

Sonntagvormittag sitzt Reinhard Grindel beim „Sport1-Doppelpass“-Fernsehauftritt und soll über den Videobeweis reden. Gesagt, getan und so kündigt der DFB-Präsident eine Kurskorrektur an: „Es geht um die Vermeidung von Wahrnehmungsfehlern. Es geht nicht darum, Schiedsrichterfehler zu korrigieren“, erklärt Grindel die Aufgabe des Videoassistenten.


OneFootball Videos


Genauer gesagt: „Soll es nur um Wahrnehmungsfehler gehen, wie es auch die Grundlage der Regelhüter des IFAB vorsieht? Oder soll auch bei klaren Schiedsrichter-Fehlern, die jedenfalls der Assistent so erkennt, korrigiert werden, wie es Herr Krug wollte? Wir sind der Meinung, dass letztere Variante zu viele Diskussionen, zu viel Kommunikation und zu viel Verunsicherung auslöst. Das schafft nicht die Klarheit, die wir brauchen.“

Die Entscheidung klingt plausibel und für ein paar Stunden herrscht etwas Klarheit in der Causa Videobeweis.

Doch damit wollte sich der DFB offenbar nicht zufrieden geben, die Aussagen Grindels sorgten angeblich für Missverständnisse  und so musste am Sonntagabend via DFB-Website doch wieder zurückgerudert werden: „Natürlich wird es beim DFB nicht schon wieder eine neue Ausrichtung für den Einsatz des Video-Assistenten geben. Es bleibt bei dem, was wir in der vergangenen Woche, nachdem Lutz Michael Fröhlich die Projektleitung übernommen hat, immer wieder kommuniziert haben.“

Die genaue Definition lautet also nach wie vor: „Der Video-Assistenten soll sich strikt an das Protokoll des IFAB halten, sprich nur bei ganz klaren Fehlentscheidungen einschreiten. Bei strittigen Szenen, bei denen er vielleicht eine andere Auffassung oder Wahrnehmung hat als der Schiedsrichter, soll er nicht eingreifen.“

Im selben Text, nur ein paar Zeilen weiter, ergänzt Grindel dann aber auch: „Der Video-Assistent soll zunächst einmal bei Szenen eingreifen, die der Schiedsrichter gar nicht gesehen hat und deshalb keine Entscheidung treffen konnte. Darüber hinaus aber eben auch bei Szenen, die er nach seiner Wahrnehmung klar sieht und bewertet, der Video-Assistent nach wenigen Sekunden aber anhand der TV-Bilder erkennt, dass der Schiedsrichter mit seiner Wahrnehmung und damit seiner Entscheidung klar falsch lag.“

Selbst der Text auf der DFB-Seite ist also nicht ganz schlüssig. Erst soll er bei strittigen Szenen nicht eingreifen, dann aber schon wenn der Assistent auf Grund der TV-Bilder sieht, dass es sich um eine „klare Fehlentscheidung“ handelt.

Schiedsrichterleistungen sind oft subjektiv und werden wohl immer Stoff für Diskussionen geben. Das Spiel läuft so schnell und oft entscheiden Millimeter, die auch mit Kameras nicht ersichtlich sein können. Bei klaren Fehlentscheidungen kann der Videoassistent nach wie vor einen positiven Einfluss haben, aber viele Entscheidungen sind eben nicht schwarz oder weiß.

Fakt ist: unabhängig von der Regelauslegung des strittigen Projekts Videobeweis in der Bundesliga, bleibt die Kommunikation des DFB in der Angelegenheit die größte „Fehlentscheidung.“ Verwirrende TV-Auftritte mit Aussagenkorrektur nur wenige Stunden später via DFB-Website machen den Weltmeisterverband nicht unbedingt glaubwürdiger.