Steile These: Stuttgart schafft den direkten Wiederaufstieg nicht | OneFootball

Steile These: Stuttgart schafft den direkten Wiederaufstieg nicht | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Niklas Levinsohn·18. Oktober 2019

Steile These: Stuttgart schafft den direkten Wiederaufstieg nicht

Artikelbild:Steile These: Stuttgart schafft den direkten Wiederaufstieg nicht

Laut TÜV befindet sich der VfB Stuttgart zur Wiederaufnahme des Ligabetriebs voll auf Aufstiegskurs. Doch der Schein kann nicht 34 Spieltage lang trügen.

Punktgleich mit dem HSV, zurzeit ist das etwas Gutes, steht der VfB Stuttgart aktuell ganz planmäßig an der Spitze der 2. Bundesliga. Der Lack glänzt, die Felgen sind poliert, doch blickt man beim Klub aus der Mercedes-Stadt unter die Motorhaube, wird die Stirn schnell zum Kühlergrill aus Sorgenfalten. Der genauere Blick auf die Produktionskette hinter den bisher eingesammelten 20 Zählern lässt nur einen Schluss zu: Da wurde Schummel-Software verbaut!


OneFootball Videos


Sechs ihrer neun Partien haben die Stuttgarter bisher gewonnen, eine Pleite setzte es nur am letzten Spieltag vor der Länderspielpause gegen den Aufsteiger aus Wiesbaden. Trotz oder vielleicht wegen 85 Prozent Ballbesitz? Dazu später mehr. Auffällig ist an den sechs Siegen zunächst einmal, wie knapp es in den meisten dieser Begegnungen zugegangen ist. Lediglich gegen Fürth brachte der VfB einen Abstand von zwei Toren ins Ziel. Sonst machte immer nur ein Tor den Unterschied. Beim Mitkonkurrenten aus Hamburg sieht es genau umgekehrt aus.

Artikelbild:Steile These: Stuttgart schafft den direkten Wiederaufstieg nicht

Wer ganz pingelig sein möchte, und das möchten wir zum Zwecke dieses Formats nun mal sein, könnte sich auch noch anschauen, wann einige dieser Unterschiedtore gefallen sind. Ein Begriff, den wir nie wieder zu verwenden geloben, wenn dafür das unselige Gerede vom mindestens genauso dämlichen Unterschiedspieler aufhört. Aber weiter im Thema. Sowohl beim 2:1-Sieg gegen St. Pauli als auch beim 1:0-Erfolg in Bielefeld fiel der Siegtreffer in oder nach der 90. Minute.

Eine mögliche Lesart wäre es, den Schützlingen von Tim Walter die nötige Qualität und den nötigen Willen zu attestieren, um enge Spiele auch noch spät zu ihren Gunsten zu entscheiden. Eine andere wäre es, von Glück zu sprechen. Glück, das Mannschaften in Phasen einer Saison haben können. Was passiert, wenn eine solche Phase zu Ende geht, hat in der Vorsaison beispielsweise der BVB am eigenen Leib erfahren. Sieben seiner 13 Siege in der Hinrunde fußten auf einem mageren Törchen Vorsprung. Nach dem Jahreswechsel folgte dann der Einbruch.

Die Stuttgarter weisen jedoch noch zu einer anderen Bundesliga-Mannschaft bedenkliche Parallelen auf. Namentlich Bayer Leverkusen. Nur und ausgerechnet beim 2:0-Sieg gegen Fürth hatten die Schwaben weniger Ballbesitz als ihr Gegner. In den anderen acht Partien lag der Ballbesitz des VfB nie unter 65 Prozent. Ähnlich wie die von Peter Bosz trainierte Werkself betreibt Stuttgart einen am Ballbesitz gemessen enorm hohen Aufwand, der sich allerdings nicht in der Deutlichkeit der Ergebnisse niederschlägt.

Schuld daran ist auch die Ausrechenbarkeit, die sich mit fortschreitendem Saisonverlauf einstellt. Walter predigt einen kompromisslosen Angriffsfußball, an dem er auch entgegen äußerer Widerstände festhält. „Deshalb ändern wir jetzt unser System nicht“, wiegelte er gegenüber dem ‚kicker‘ in der Vorsaison noch als Kiel-Trainer nach einer 1:4-Niederlage gegen Fürth ab. Der Ex-Klub des 43-Jährigen ist gleichzeitig Stuttgarts nächster Gegner (Sonntag, 13.30 Uhr), aber auch eine Warnung.

Artikelbild:Steile These: Stuttgart schafft den direkten Wiederaufstieg nicht

Einmal entschlüsselt, ging den Störchen im Schlussspurt der vergangenen Spielzeit die Puste aus. Sieben der letzten elf Partien verlor das Team aus Schleswig-Holstein, holte in diesem Saisondrittel nur zehn der insgesamt 49 Zähler. Stuttgart mag einen ähnlich gravierenden Einbruch durch das Mehr an individueller Qualität verhindern können, aber nimmt man die Zeit bis zur Länderspielpause als Maßstab, bleiben nicht viele Prozentpunkte, die der VfB ohne Folgen für das Punktekonto einbüßen kann.

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Will der Bundesliga-Absteiger nach 34 Spieltagen wieder zu den Aufsteigern gehören, darf er sich also nicht der verlockenden Augenwischerei durch die bisherigen Ergebnisse hingeben. Wie böse ein Erwachen auch für vermeintlich große Favoriten in der 2. Bundesliga ausfallen kann, hat der Tabellennachbar aus Hamburg in der Vorsaison eindrucksvoll aufgezeigt.