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Matti Peters·20. September 2019

Steile These: Sevilla ballert Real Madrid noch tiefer in die Krise

Artikelbild:Steile These: Sevilla ballert Real Madrid noch tiefer in die Krise

Der Spitzenreiter der Primera División heißt aktuell FC Sevilla und wird den glorreichen spanischen Rekordmeister Real Madrid noch tiefer in die Krise stürzen.

Hätte jemand Zinédine Zidane vor seiner Rückkehr an die königliche Seitenlinie im März prognostiziert, dass er mit seiner Mannschaft nicht mal die Hälfte der Pflichtspiele gewinnen würde und ein halbes Jahr später in einer waschechten Krise steckt, er hätte seine zweite Amtszeit als Real-Trainer wohl zwei- oder dreimal überdacht.


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Die Pleite in der Königsklasse gegen Paris Saint-Germain ohne Kylian Mbappé, Edinson Cavani und Neymar hat das sonst so gesunde Selbstbewusstsein der Los Blancos ein Stück mehr in selbstzerstörerische Selbstzweifel transformiert.

Zu seelenlos wirkte der Auftritt im Prinzenpark. Die namenhafte Angriffsreihe mit Eden Hazard, Karim Benzema und Gareth Bale war derart harmlos, dass über 90 Minuten nicht eine einzige „echte“ Torchance kreiert werden konnte.

Genau in dieser kritischen Phase geht es für Toni Kroos und Co. nun am Sonntag zum Tabellenführer nach Sevilla. Zidane und sein Team befinden sich am Scheideweg. Die erfolgsverwöhnten Fans sind mittlerweile mehr als ungeduldig. Die Euphorie aus dem vielversprechendem Transfersommer ist längst verstummt. Die Rekordausgaben von knapp 300 Millionen Euro schon als Fehlinvestitionen verschrien.

Die nicht minder zimperliche Presse in Spanien zerfetzte die Leistung gegen PSG regelrecht, wodurch der Erfolgsdruck beinahe bis ins unermessliche gestiegen ist.

Hinzu kommt die angespannte Personalsituation. Mit Marcelo (Nackenverletzung), Luka Modrić (Muskelverletzung) fehlen aller Voraussicht nach wichtige Leistungsträger. Auch bei Kapitän Sergio Ramos (Probleme mit der Achillessehne) wird es ein Wettlauf gegen die Zeit für das Spiel gegen Sevilla. Marco Asensio fällt nach seinem Kreuzbandriss ohnehin mindestens bis zum Start der Rückrunde aus.

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Weiterhin suchen Spieler wie Dani Carvajal, Vinícius Júnior, Lucas Vázquez oder Thibaut Courtois bislang vergeblich nach ihrer Form und Neuzugänge wie Luka Jović, Éder Militão oder Hazard befinden sich noch mitten im Integrationsprozess. Die Erkenntnis am Sonntagabend wird für Madrid nach dem Spitzenspiel in La Liga folgende sein: Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.

Statt auf einen bitter benötigten Aufbaugegner trifft Real auf einen formstarken FC Sevilla, der die Gunst der Stunde nutzen wird und für unspanische Verhältnisse sorgt. Eine weitere Niederlage unterfüttert die kritischen Stimmen am spanischen Rekordmeister. Eine kompakte Defensive und effektive Offensive des FC Sevilla werden die Blancos schlicht vor unlösbare Probleme stellen.

Dann ist da auch noch der Fluch der Abgänge. Vier der letzten fünf Gegentore fielen durch Ex-Madridistas. Zuletzt war es Ángel Di María, der mit einem Doppelpack gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber zur Hochform auflief. Sergio Reguilon könnte am Wochenende ähnlich motiviert zum Albtraum für Madrid avancieren.

Der verzweifelte Versuch von Präsident Florentino Pérez, nach dem nächsten trostlosen Aufgalopp die Aufmerksamkeit der Fußballwelt an vergangene Ruhmestage zu erinnern, versinkt im Sumpf des Offensichtlichen – die katastrophale Vorsaison wird sich wiederholen, weil die teuer zusammengestellte Mannschaft erst im Laufe der Rückrunde zu sich findet.

Ganz anders die Andalusier. Auf diesen Moment hat der Rekordsieger der Europa League (ehemals Uefa-Pokal) gewartet – eine Schwächephase der spanischen Schwergewichte. Die üblichen Gesetze gelten in dieser Spielzeit nicht, auch weil Sevilla Woche für Woche von der Hoffnung auf den ersten Ligatitel seit 1946 angetrieben wird.

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Es ist nur zu passend, dass ausgerechnet das einstige personifizierte Real-Missverständnis Julen Lopetegui, nun als Trainer der Sevillistas, die königliche Krise verschärfen wird. Nach nur 14 Spielen an der Seitenlinie der Madrilenen war in der vergangen Saison für ihn Schluss. Sein Kredit war nach dem blamablen 1:5 gegen den FC Barcelona verspielt.

Zum Vergleich: In dieser Zeitspanne holte der 52-Jährige im Durchschnitt 1,43 Punkte. Zidane steht aktuell bei 1,56 pro Spiel. Da ist die Pleite vom Sonntag aber noch nicht mit eingerechnet.

Am Ende des Tages stellen sich also mehrere Fragen: Wieviel Kredit hat der Franzose noch bei der Vereinsführung? Riskiert man einen schleichenden Entwicklungsprozess auf Kosten einer weiteren Katastrophen-Saison? Und wessen angekratzte Ehre führt zu einer Leistungssteigerung?