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Niklas Levinsohn·27. September 2019

Steile These: Die fünf Topligen kriegen fünf neue Meister

Artikelbild:Steile These: Die fünf Topligen kriegen fünf neue Meister

Die Saison ist in Europas großen Ligen erst einige wenige Spieltage alt, aber schon jetzt darf kühn prophezeit werden: Im Mai werden fünf neue Meister gekürt.

Kleine Enttäuschung vorweg: Keine fünf brandneuen Meister. Am Ende der Spielzeit 2019/20 werden nicht plötzlich Paderborn, Burnley, Mallorca, Brescia und Nizza von den Tabellenspitzen der europäischen Topligen grüßen. Diese These wäre selbst für ein Format, das den Titel „Steile These“ trägt, zu steil. Durchaus vorstellbar ist allerdings, dass die unterschiedlich lang andauernden Meisterschaftsserien von PSG, Barcelona, Juventus Turin, Manchester City und den Bayern quasi synchron zu Ende gehen. Die Sterne stehen günstig.


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Ligue 1

Noch sind sie Erster, die feinen Herren aus Paris. PSG offenbarte in den ersten sieben Ligapartien jedoch eine vielversprechende Verwundbarkeit, verlor am Sonntag gegen Reims (0:2) bereits zum zweiten Mal in dieser Saison. Thomas Tuchel trifft tucheleske Personalentscheidungen, züchtet sich auf der Ersatzbank unter anderem in Person des fitten, aber offenbar verschmähten Thomas Meunier einen unübersichtlicher werdenden Strauch Unzufriedenheit heran.

Wozu der französische Serienmeister fähig ist, hat er zwar schon beim Galaauftritt gegen Real Madrid in der Champions League bewiesen. Aber genau hier liegt die Chance für Lille, Marseille und, wenn sie sich wieder fangen, vielleicht auch Lyon. Für PSG hat der Titel in der Ligue 1 inzwischen den Wert einer handelsüblichen Thomas Cook Aktie. Realistische Chancen auf ein Fortbestehen seines Arbeitsverhältnisses hat Thomas Tuchel folgerichtig nur bei einem erfolgreichen Abschneiden in der Königsklasse. Wenn dabei schon mal die Meisterschaft auf der Strecke bleibt, na und?


La Liga

Den Vornamen mag er zwar mit dem einstigen Revolutionsführer Che Guevara gemeinsam haben, aber zum beliebten T-Shirt-Motiv für rebellierende Jugendliche wird es Barça-Coach Ernesto Valverde wohl nicht mehr bringen. Dafür trendet er seit dem Katastrophen-Aus in der Champions League gegen Liverpool regelmäßig auf Twitter. #ValverdeOut steht da immer dann, wenn die Katalanen spielerisch und ergebnistechnisch unter ihren Möglichkeiten bleiben. Was mal ärgerliche Ausnahme war, wird in den letzten Wochen zur Regelmäßigkeit.

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Vier Zähler hinter Tabellenführer Real Madrid stolpert Barcelona trotz Griezmann-Verpflichtung aktuell auf dem sechsten Rang in den nächsten Spieltag. Valverde wirkt nicht wie ein Trainer, der den wankenden Barça-Kosmos wieder ins Gleichgewicht bringen kann. Je länger er weitermachen darf, desto besser stehen die Chancen, am Saisonende einen Meister aus Madrid beglückwünschen zu dürfen. Ob man das gut oder schlecht finden möchte, ist jedem selbst überlassen.


Serie A

Das italienische Pendant zu Obamas früherem Wahlkampfspruch Yes We Can? Si Noi Conte! Inter Mailand führt mit fünf Siegen aus fünf Spielen und nur einem kassierten Gegentreffer die Tabelle in der Serie A an. An der Seitenlinie mit Antonio Conte ein vom Erfolg besessener, der von seinen Spielern nichts anderes als genauso große Besessenheit akzeptiert. Wenn es einen Coach gibt, der Juventus Turin den Scudetto abjagen kann, dann der 50-jährige Perückenkopf.

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Auch weil bei der Alten Dame ein neuer Liebhaber eingezogen ist, der so gänzlich anders ist als seine Vorgänger. Maurizio Sarri geht es nicht nur um die Höhepunkte, sondern auch um den Weg dahin. Der kann unheimlich schön sein, aber ihn zu perfektionieren braucht seine Zeit. Gut möglich, dass die Kennenlernphase in Turin zu viel Zeit in Anspruch nimmt, um ganz nebenbei auch noch Serientitel Nummer neun einzutüten.


Premier League

Unter Pep Guardiola ist immer alles super (super, super). Bis es eben nicht mehr super ist. Der Spanier mag vielleicht sogar der beste Trainer der Welt sein, aber er ist wohl auch einer der anstrengendsten. Perfektionismus nutzt sich ab, im Kopf wie in den Beinen. Manchester City beklagt besonders in der Defensive eine Endlosliste an Verletzten, die an eine ähnliche Misere zu Guardiolas Bayern-Zeiten erinnert, und erste atmosphärische Störungen brechen sich öffentlich Bahn. Der Spanier und Starstürmer Sergio Aguero keiften sich bereits an der Seitenlinie an.

Parallel dazu siehst du Streifenwagen kreisen. Moment. Falscher Text. Parallel dazu präsentiert sich der FC Liverpool in beachtlicher Frühform, wirbelt mit meisterlicher Leichtigkeit durchs Land und macht derzeit keine Anstalten, nachzulassen. Sollte es im Saisonverlauf doch wieder eng werden, verzichten die Reds womöglich ganz einfach auf den großen Wurf in der Champions League. Die haben sie ja schließlich schon im Vorjahr gewonnen.


Bundesliga

Im schwarzgelben Gewand, so wurde es vor Saisonbeginn prophezeit, würde der Erlöser erscheinen, um der bajuwarischen Schreckensherrschaft nach sieben langen Jahren ein Ende zu bereiten. Da wusste aber noch keiner, dass der vermeintliche Erlöser ein Mentalitätsproblem hat. Auch wenn es so nicht genannt werden darf. Stand jetzt fehlt dem BVB erneut die Kaltschnäuzigkeit, um die Bayern über eine Saison gesehen hinter sich zu lassen.

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Einen anderen Eindruck haben die bis auf das Remis gegen den FCB makellosen Leipziger hinterlassen. Gleich einer Flutwelle rollt RB über die anderen Bundesliga-Mannschaften hinweg. Eine zuckersüße, koffeinhaltige, bei übermäßigem Konsum Herzkreislaufprobleme verursachende Flutwelle. Sollte es die Nagelsmann-Truppe tatsächlich schaffen, die Schale zu holen, dürften sich einige Fans in Fußballdeutschland zukünftig gründlicher überlegen, was sie sich wünschen. Möglich ist es allemal. Weinen oder lachen?