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Helge Wohltmann·30. Oktober 2017

Schwere Vorwürfe um Videobeweis: DFB wusste, dass die Technik nicht funktioniert

Artikelbild:Schwere Vorwürfe um Videobeweis: DFB wusste, dass die Technik nicht funktioniert

Der Videobeweis ist in der Bundesliga weiter höchst umstritten. Es vergeht kein Wochenende, in dem sich nicht ein Trainer oder ein Funktionär über Entscheidungen beschwert. Wie konfus die Einführung der neuen Technik ablief und welch Chaos noch immer bei der Nutzung herrscht, enthüllte nun ein Bundesliga-Schiedsrichter.

Bei der Sendung „Sport Inside“ im „WDR“ erhob der anonymisierte Referee schwere Vorwürfe. Die Planung des Projekts sei völlig schief gelaufen und noch immer gebe es erhebliche Probleme. Projektleiter Hellmut Krug habe angekündigt, dass zum Start alles funktionieren werde, das Gegenteil sei aber der Fall und das sei absehbar gewesen.


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Der Schiedsrichter beklagte, dass bereits in der Testphase die Kommunikation zwischen dem Offiziellen auf dem Rasen und dem Assistenten am Bildschirm nicht immer geklappt habe. Auf die Technik sei nicht immer Verlass gewesen. Fatal war es auch, die Technik vor der Saison nicht in fünf parallel laufenden Spielen zu testen. Beim Ernstfall am ersten Spieltag konnte der Videobeweis bei manchen Partien nicht eingesetzt werden.

Doch nicht nur im Stadion gebe es riesige Probleme, auch die Videoschiedsrichter müssen dem Bericht zufolge unter nicht akzeptablen Bedingungen arbeiten. So sei in der Testphase nur mit sechs Kameraeinstellungen gearbeitet worden, nicht mit 19 wie nun in der Bundesliga üblich. Die Schiris am Bildschirm müssen den Umgang damit jetzt während der laufenden Saison lernen. Problematisch sei dabei auch, dass während der Tests nur mit englischsprachigen Operatoren gearbeitet worden sei. Operatoren bedienen die Technik, mit deren Hilfe die Schiedsrichter sich strittige Szenen noch einmal angucken können.

Zu Saisonbeginn seien dann deutschsprachige Operatoren eingestellt worden. Allerdings fehle ihnen die Erfahrung und das fußballspezifische Wissen, um die richtigen Kameraeinstellungen auszuwählen und dem Videoassistenten zur Verfügung zu stellen. Dadurch dauert der ganze Prozess deutlich länger.

Zu allem Überfluss sei auch die Bildqualität im Kölner Zentrum nicht gut genug. Schiedsrichter hätten sich bereits beschwert, dass die Qualität der Bilder schlechter sei als etwa bei Übertragungen des Fernsehens. Ganz zu Schweigen davon, dass die Abseitslinien in Köln nicht funktionieren.

Zu guter Letzt kritisierte der anonyme Bundesliga-Schiri auch noch, dass die Kommunikation zwischen dem Referee im Stadion und dem Assistenten von Außenstehenden abgehört werden könne. Beteiligte müssen also damit rechnen, dass ihre Gespräche abgehört werden könnten.

Bei all dem Unmut und all den Problemen ist es verwunderlich, dass nicht mehr Schiedsrichter die Öffentlichkeit suchen. Das liege aber daran, dass der DFB eine Verschwiegenheitspflicht über die Arbeitsweise des Videobeweises eingeführt habe. Das ist auch der Grund, warum der interviewte Schiedsrichter seinen Namen nicht nennen wollte.