Messis Auszeichnung ist verständlich, aber eine verpasste Chance | OneFootball

Messis Auszeichnung ist verständlich, aber eine verpasste Chance | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Niklas Levinsohn·3. Dezember 2019

Messis Auszeichnung ist verständlich, aber eine verpasste Chance

Artikelbild:Messis Auszeichnung ist verständlich, aber eine verpasste Chance

Die Spannung, die der Verleihung des Ballon d’Or vermeintlich innewohnte, kam einem fast ein wenig künstlich erzeugt vor. Dass Lionel Messi die Auszeichnung zum sechsten Mal gewinnen würde, ahnten die Stars in der ersten Reihe und die Zuschauer zu Hause dann irgendwie doch, lange bevor der Name des Argentiniers verlesen wurde.

Aus sportlicher Sicht gibt es an der Entscheidung der stimmberechtigten Journalisten, Trainer und Mannschaftskapitäne nichts zu beanstanden. Lionel Messi ist zweifellos der beste Einzelspieler der Welt. Kaum eine Saison vorstellbar, in der die Anzahl seiner erzielten Tore nicht die Anzahl seiner absolvierten Spiele übertrifft. Wahrscheinlich ist er sogar der Beste aller Zeiten.


OneFootball Videos


Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Virgil van Dijk ist das definitiv nicht. Trotzdem hätte der Niederländer es verdient gehabt, am Montagabend im Pariser Théâtre du Châtelet den Ballon d’Or zu gewinnen. Hätten es die professionellen, halbprofessionellen und gar nicht professionellen Kicker, deren Handwerk ebenfalls das Tore verhindern ist, es verdient gehabt, dass er den Ballon d’Or gewinnt.

Liverpools Innenverteidiger hat es auf der Gala selbst gesagt: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal für den Ballon d’Or nominiert sein würde. Es sagt viel darüber, wie meine Karriere gelaufen ist. Leicht war es nie. Meine Karriere ist einfach eine andere als die des heutigen Gewinners.“ Das ist sie in der Tat.

Artikelbild:Messis Auszeichnung ist verständlich, aber eine verpasste Chance

Als van Dijk 24 war, trug er noch das Trikot von Celtic Glasgow. Als Messi 24 war, hatte er den Ballon d’Or schon drei Mal mit nach Hause getragen. Messis Karriere erzählt die Geschichte eines von Gott, dem Zufall oder der Vorsehung Geküssten. Van Dijks Karriere erzählt die Geschichte eines Spätberufenen, der an sein eigenes Potenzial geglaubt hat, noch bevor es die anderen taten.

Mit seiner Laufbahn hat der 1,93-m-Hüne einen Weg vorgezeichnet, der zum Vorbild taugt. All den Jungspunden, die Stürmer oder Spielmacher werden wollen, wie das jeder heranwachsende Fußballer eben will. Die von ihrem Trainer aber erklärt kriegen, er sähe sie vielleicht doch eher in der Verteidigung. Was oft erst einmal eine nette Art ist, „nicht gut genug“ zu sagen.

Messi, Ronaldo – van Dijk?

Und viele, ja, die überwältigende Mehrheit von ihnen, dürfte tatsächlich nicht gut genug sein, um in die Fußstapfen von Virgil van Dijk zu treten, deren finale Größe immer noch nicht abzusehen ist. Aber das ist auch nicht das Entscheidende. Entscheidend ist, dass der Innenverteidiger an einer eigenen Erzählung schreibt. Eine Erzählung, die gestern ihre Krönung verdient gehabt hätte.

Artikelbild:Messis Auszeichnung ist verständlich, aber eine verpasste Chance

Weil sie dann groß genug wäre, um denjenigen einen Anknüpfungspunkt zu bieten, die sich in den beiden zentralen Narrativen dieser Fußballgeneration, Messi und Ronaldo, nicht wiederfinden. Der letzte Verteidiger, dem Ähnliches gelungen ist, war Fabio Cannavaro. Der wurde 2006 allerdings Weltmeister, bevor er den Ballon d’Or gewann.

Van Dijk reicht vielleicht ja auch der EM-Titel, um es dem Italiener gleichzutun. Ganz bestimmt sogar, wenn er mit Liverpool die Meisterschaft gewinnt. Ein Land und einen Klub würde er schließlich von einer jahrzehntelangen Titelsehnsucht erlösen. Ersteres hätte er dann sogar Lionel Messi voraus.