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Benjamin Kuhlhoff·19. Mai 2018

Kommentar zum Bayern-Abgang bei Siegerehrung: Keine große Mannschaft

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Als Eintracht Frankfurt den Pokal in den Berliner Nachthimmel reckte, waren die Bayern in den Katakomben verschwunden. Das ist  mindestens respektlos und sogar ein bisschen peinlich, meint unser Autor.

Man könnte vielleicht zu ihrem Schutz sagen: Sie wissen es nicht besser. Denn wenn man wie der FC Bayern eigentlich nur das Siegen kennt, kann es schon ein, dass einem die gängigen Verhaltensweisen des Verlierers abhanden kommen.


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Und dennoch war es dann doch irgendwie unpassend, dass sich die Bayern-Mannschaft nach dem Erhalt der Silbermedaille nahezu geschlossen in die Katakomben verdrückte, statt dem Sieger Eintracht Frankfurt bei der Pokalübergabe Respekt zu zollen. Einzig Manuel Neuer, Tom Starke, Sportdirektor Salihamidzic und Torwartrainer Toni Tapalovic wussten, was sich gehört und blieben auf dem Rasen, um zu applaudieren. Und die anderen? Weg. Peinlich.

Nun kann man das mit Emotionen begründen, die gerade in den letzten Minuten des dramatischen Finals hochgekocht waren. Doppelter Videobeweis, zwei Mal gegen die Bayern entschieden – leider nur einmal zurecht. Das 3:1 fiel zudem im Moment höchster Erregung, nach dem nicht gegebenen Elfmeter nach Foul von Boateng an Martinez. Aber das wäre irgendwie zu einfach.

Und so ließen die Bayern-Spieler im bitteren Moment der Niederlage eben alles vermissen, wofür der Fußball eigentlich stehen sollte und was für jeden Fußballer selbstverständlich ist: Fair Play und Respekt.

Es sind eben die kleinen Gesten, die eine vermeintlich große Mannschaft auf ein ziemlich mickriges Niveau schrumpfen lassen kann. Das hat ausdrücklich nichts mit der sportlichen Leistungsfähigkeit zu tun, sondern mit dem Charakter.

Den nötigen Stil ließ der FC Bayern an diesem historischen Abend von Berlin auf beschämende Art vermissen und musste so lernen: Große Mannschaften gewinnen Titel, aber sie wissen eben auch wie man sich verhält, wenn das mal nicht klappt.

Da hilft es auch nicht, dass Jupp Heynckes nach der Partie im Interview sagte: “Da muss ich zugeben, da haben die Spieler nicht dran gedacht. Im Nachhinein ist das nicht richtig. Ich möchte das jetzt nachholen und Eintracht zum Sieg gratulieren.”

Oder Mats Himmels erklärte: „Das hatte nie was mit Respektlosigkeit zu tun. Es war eher so, dass wir links reingeleitet wurden. Einer hat den Anfang gemacht und alle anderen sind wie eine Entenfamilie hinterher gedackelt.“

Es bleibt ein fahler Beigeschmack nach diesem Bayern-Auftritt. Man kann verlieren, aber man muss das Verlieren eben auch lernen. Das wiederum schärft dann auch den Charakter. So kann der Abend von Berlin für einige beim FC Bayern am Ende dann doch noch was Gutes haben.