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Erik Schmidt·23. Oktober 2019

Fünf Probleme, die Kovač um seinen Bayern-Job zittern lassen

Artikelbild:Fünf Probleme, die Kovač um seinen Bayern-Job zittern lassen

Okay, der FC Bayern hat am Dienstagabend bei Olympiakos Piräus gewonnen. Damit steht nach den ersten drei Auftritten in der Champions League die Optimalausbeute von neun Zählern zu Buche. Bei Tottenham Hotspur gelang sogar ein 7:2-Feuerwerk. Und dennoch: Die Stimmung rund um den deutschen Rekordmeister ist alles andere als euphorisch.

Ausgerechnet jetzt tauchen da auch noch Meldungen auf, wonach die Münchner sich zum Ende der vergangenen Saison Gedanken über Ralf Rangnick als Nachfolger von Niko Kovač gemacht hätten. Wie passend! Denn der Kroate hat momentan ohnehin schon einen Berg voller Probleme zu bewältigen. Wir haben die fünf akutesten zusammengefasst.


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1. Die alljährliche Herbstdepression

Wie gleichen sich doch die Bilder! Das Wetter wird schlecht, die Bäume kahler und die Gemütslage an der Säbener Straße frostig. Anschaulich demonstriert am Kopf von Uli Hoeneß, der mit jedem Spiel einen dunkleren Rotton annimmt.

Vor rund zwölf Monaten hatte Kovač mit seiner ersten ernsthaften Ergebniskrise als Bayern-Coach zu kämpfen. Enttäuschende Ergebnisse gegen Gladbach (0:3), Freiburg (1:1), Düsseldorf (3:3) und in Dortmund (2:3) sorgten für großen Unmut der Münchner Bosse.

Als Sommerzugang besaß der Übungsleiter damals jedoch noch ausreichend Kredit. Das sieht inzwischen anders aus. Neuerliche Enttäuschungen wie in Augsburg (2:2) und gegen Hoffenheim (1:2) zeugen von Stagnation. Sowohl vorn als auch hinten scheint sich das Starensemble – nach zwischenzeitlichem Formhoch im Frühjahr – aktuell wieder eher zurückzuentwickeln.

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2. Die Defensivproblematik

Fünf Mal in Serie haben die Bayern nun zwei Gegentreffer kassiert. Diese Statistik des stolzen Mia-san-mia-Klubs gleicht einer Bankrotterklärung. Das sah nach dem gestrigen Spiel auch Manuel Neuer so: „Wir müssen immer drei Tore schießen, um die Spiele zu gewinnen“, monierte er am ‚Sky‘-Mikrofon.

Dabei investierten die Münchner vor der Saison Unsummen in ihre Hintermannschaft. Die beiden französischen Weltmeister Lucas Hernández (80 Millionen Euro) und Benjamin Pavard (35 Millionen Euro) haben bislang jedoch noch nicht annähernd bewiesen, dass sie eine Steigerung im Vergleich zu Mats Hummels sind.

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Der Verkauf des deutschen Weltmeisters kristallisiert sich mehr und mehr als krasses Eigentor heraus. Zumal das drohende Saisonaus von Niklas Süle die Lage nicht unbedingt entspannt. Dabei sind die Verteidiger und Schlussmann Manuel Neuer meist nur das Ende einer Fehlerkette. Das Pressing der Münchener, die zu sehr die Flügel und nicht genug das Zentrum besetzen, geht zu oft ins Leere und bietet so zahlreiche Kontergelegenheiten. Hier ist es an Kovač, für ein stabileres Konstrukt zu sorgen.


3. Der Kader

Süle hat es in Augsburg erwischt, Hernández musste in Piräus runter und wird ebenfalls wochenlang ausfallen. Allmählich gehen dem Bayern-Trainer die Optionen aus. Die Entscheidung der Oberen, die Gruppe möglichst klein zu halten, war ein bewusstes Risiko. Damit sollte vor allem Unruhe vermieden werden. In den kommenden Wochen zeigt sich, ob dieser Plan tatsächlich aufgeht oder ob der Coach ihn ausbaden muss.

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Während im Angriff derzeit noch Diskussionen über zu geringe Einsatzzeiten von Thomas Müller herrschen, dürfte sich von den Defensivspezialisten keiner wegen Unterforderung beschweren. Die zuletzt kaum berücksichtigten und ebenfalls verletzungsanfälligen Jerome Boateng und Javi Martínez sind nun gefordert.

Für die Außenverteidiger Joshua Kimmich sowie David Alaba gibt es unterdessen überhaupt keine gelernten Ersatzleute mehr. Möglicherweise muss die Winterpause doch dafür genutzt werden, um personell nachzulegen. Das wurde bislang konsequent ausgeschlossen.


4. Die Lewandowski-Abhängigkeit

Wie es in diesen Tagen ohne die Tormaschine aus Polen aussehen würde, mag sich wohl kein Bayern-Anhänger ausmalen wollen. Er traf bislang, mit Ausnahme des Supercups, in jedem Pflichtspiel für den FCB und markierte etwa die Hälfte der Münchener Tore. Seit Saisonbeginn toppt der 31-Jährige einen Rekord nach dem nächsten und schwingt sich regelmäßig zum Retter in höchster Not auf.

Ein Formtief oder sogar ein Ausfall Lewandowskis wäre mit ziemlicher Sicherheit nicht zu kompensieren. Zum einen gibt es bis auf Fiete Arp keinen weiteren zentralen Stürmer im Team, zum anderen strahlt außer Münchens Nummer neun nur Serge Gnabry wirklich Torgefahr aus. Für Kovač stellt Lewandowski demnach so etwas wie eine Lebensversicherung dar. Das Schicksal des Trainers ist an die Treffsicherheit des Stürmers geknüpft. Keine komfortable Situation.


5. Karl-Heinz Rummenigge

Schon in der Vorsaison deutete der Vorstandsvorsitzende hin und wieder seine Zweifel am Bayern-Coach an. Mit seiner Wutrede im Anschluss an den Auftritt in Piräus untermauerte der 64-Jährige einmal mehr diese Haltung. „Ich glaube nicht, dass die heutige Leistung uns am Ende des Tages in diesem Jahr große Erfolge bescheren wird, wenn wir nicht langsam die Kurve kriegen. Wir spielen mir ein bisschen zu sorglos“, so Rummenigge auf dem Mitternachtsbankett.

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Diese Sätze hielten indirekt auch eine klare Botschaft an Kovač bereit: So soll der 48-Jährige seine Mannschaft schleunigst wieder in die Spur bringen. Neben den Resultaten geht es dabei auch um die spielerische Darbietung. Schon Aufsichtsratsmitglied Edmund Stoiber hatte bestätigt, dass es unterschiedliche Meinungen bei Rummenigge und Uli Hoeneß bezüglich des Trainers gebe. Hoeneß gilt dabei als Unterstützer des Coaches. Der Präsident steht aber vor seinem Abschied.

In der vergangenen Spielzeit ist es Kovač mit dem Gewinn des Doubles geglückt, seinen Job bei Bayern zu behalten. Eine Wiederholung scheint längst nicht ausgeschlossen, doch ob sie auch für einen Verbleib über diese Saison hinaus ausreichen würde? So oder so scheint es, als laufe die Zeit des Kroaten in München ab.