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Helge Wohltmann·11. Juni 2019

Einzelkritik der DFB-Kicker: Überragender Angriff, gelangweilte Abwehr

Artikelbild:Einzelkritik der DFB-Kicker: Überragender Angriff, gelangweilte Abwehr

8:0 wurde Estland aus dem Stadion geschossen und dementsprechend positiv fällt unsere Einzelkritik aus. Der Angriff überragte, die Abwehr war gelangweilt.

Torwart

Manuel Neuer: Hielt gegen Estland in etwa so viele Bälle wie beim WM-Turnier, wird damit diesmal aber deutlich besser leben können. Hat sich zur zweiten Halbzeit wahrscheinlich erstmal ein Sudoku-Heft mitgebracht.


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Abwehr

Thilo Kehrer: Wer an der Sinnhaftigkeit seiner Aufstellung als Rechtsverteidiger gezweifelt hatte, wurde spätestens nach zehn Minuten eines besseren belehrt. Locker ließ er die Kugel mit einem Kontakt in die Mitte klatschen und servierte Reus das 1:0 auf dem Silbertablett.

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Matthias Ginter: Wird sich teilweise gefragt haben, was er da eigentlich tut, denn sein Arbeitstag war in etwa so aufregend wie ein Interview von Toni Kroos. Souverän ließ er die wenigen Angriffe Estlands wie lästige Journalistenfragen an sich abprallen.

Niklas Süle: Stand in seiner Karriere wohl selten so oft so nah am gegnerischen Sechzehner. Mit noch etwas mehr Vorwärtsdrang hätten wir hier den legitimen Nachfolger von Carsten Jancker sehen können.

Nico Schulz: Zu Beginn wirkte es, als wollten seine Kollegen absichtlich eine Oberschenkelzerrung bei ihm herbeiführen, so oft spielten sie ihn ungenau an und zwangen ihn damit dazu, Bälle mit gestrecktem Bein auf Kopfhöhe anzunehmen. Ansonsten mit dem gewohnten Dampf über die linke Seite.

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Mittelfeld

Joshua Kimmich: An einem Tag, an dem so ziemlich jeder treffen durfte, wird er sich wahrscheinlich ein paar Sprüche einfangen, dass er nicht auch noch genetzt hat. Begnügte sich aber hauptsächlich damit, den Angriffswirbel seiner Vorderleute abzusichern.

Ilkay Gündogan: Spielte mit dem Tempo ähnlich virtuos wie Jimi Hendrix auf der Woodstock-Bühne. Estland stellte freundlicherweise die schmachtenden Groupies, die ihm verträumt zuschauten. Krönte seinen Auftritt mit einem Elfmeter-Tor.

Leon Goretzka: War sowas wie einen Box-to-Box-Stürmer, der sich allerdings aufgrund der defensiven Esten eher zwischen der Sechzehner- und der Fünferkante der estländischen Boxen aufhielt. Bereits nach etwa 20 Minuten war er per Kopf erfolgreich und wurde im Mittelfeld kaum gebraucht.


Angriff

Serge Gnabry: Hatte vor dem Spiel gesagt, er sei urlaubsreif. Das merkte man ihm aber erst im zweiten Durchgang an, nachdem er sich in der ersten Halbzeit noch einmal mächtig ausgetobt hatte. Dass er trotzdem noch das 6:0 machte, sagt viel aus über das Spiel.

Marco Reus: Heute lief bei ihm einfach alles zusammen. Machte sogar das erste direkte Freistoßtor der deutschen Nationalmannschaft seit zwölf Jahren und ist damit der Nachfolger des legendären Freistoßgottes Torsten Frings.

Leroy Sané: Uli Hoeneß wird die Hände über den Kopf zusammengeschlagen haben, denn Sané hat seinen Marktwert mit diesem Auftritt noch einmal ein bisschen nach oben geschraubt. Andererseits ist auch wieder klar geworden, dass das genau der Spieler ist, den die Bayern brauchen.


Einwechselspieler

Marcel Halstenberg (46. für Schulz): Kopierte in der 62. Minute das 1:0, diesmal in Zusammenarbeit mit Julian Draxler, der ihn auf Außen fand. Einen Kontakt später durfte Gnabry einschieben. Hätte schlechter laufen können für den Leipziger.

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Julian Draxler (53. für Gündogan): Übernahm die Position von Gündogan und war ebenso effektiv. An der Kopie vom 1:0 beteiligt und schaffte es dann noch, Werner die Kugel zwei Mal so aufzulegen, dass der alleine vor dem Tor stand.

Timo Werner (65. für Reus): Brauchte einen kleinen Aufmunterer und bekam diesen durch Draxler geliefert. Nachdem es zunächst noch nach einem unglücklichen Auftritt ausgesehen hatte, als Lepmets seinen ersten Abschluss sensationell entschärfte, wurde er direkt wieder in die Tiefe geschickt und blieb dann eiskalt.