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Helge Wohltmann·25. März 2019

Deutschlands Sieg über die Niederlande: Das war gut, das war schlecht

Artikelbild:Deutschlands Sieg über die Niederlande: Das war gut, das war schlecht

Das 3:2 über die Niederlande bot perfektes Anschauungsmaterial, wie Joachim Löw sich seine Mannschaft vorstellt. Es zeigte aber auch, wo es noch Probleme gibt.

Das war gut

Die erste Halbzeit. So also soll die deutsche Mannschaft der Zukunft aussehen. Und ganz ehrlich, das könnte eine Menge Spaß machen. Joachim Löw schickte ein 3-4-3 aufs Feld, das nominell zunächst einmal sehr defensiv daher kam. Doch weiter daneben hätte man nicht liegen können, denn direkt mit dem Anpfiff entwickelten die DFB-Kicker großen Druck auf den niederländischen Spielaufbau.


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Serge Gnabry, Leroy Sané und Leon Goretzka verstellten den Innenverteidigern geschickt die Passwege zu Spielmacher Frenkie de Jong, Thilo Kehrer rückte gerne mit ins Mittelfeld vor und schaffte dort Überzahl. Mehrfach sah man die Oranje-Abwehrspieler fragend um sich blicken, wo sie hinspielen sollen.

Bei eigenem Ballbesitz wurde oft der Risikopass gesucht und die beiden schnellen Angreifer in Richtung Niederlande-Tor geschickt. Gnabry und Sané konnten in diesen Fällen ihre Vorteile in den Laufduellen ausspielen. Das 3-4-3 erwies sich als perfekte Taktik gegen das 4-3-3 der Elftal. Die deutschen Stürmer rotierten kräftig und beschäftigten so die gesamte Viererkette des Gegners. Da Nico Schulz und Kehrer über die Flügel weit nach vorne rückten, mussten selbst die Flügelstürmer von Oranje kräftig mit nach hinten arbeiten.

Da Deutschland ohne festen Neuner spielte, ließ sich auch immer wieder einer der Angreifer ins Mittelfeld fallen und stellte dort Überzahl her. Eine besondere Rolle übernahm auch Matthias Ginter: Weil die drei Innenverteidiger eigentlich nur einen Stürmer im Auge behalten mussten, rückte der Gladbacher regelmäßig ins Mittfeld vor und war nicht selten am gegnerischen Strafraum zu finden. Im Grunde genommen hatte man immer das Gefühl, dass Deutschland einen Spieler mehr auf dem Rasen hatte. Das resultierte dann auch in zwei Toren für die DFB-Elf.


Das lief schlecht

Die zweite Halbzeit. Ronald Koeman stellte in der Pause ebenfalls auf eine Dreierkette um und spiegelte damit die Formation der Deutschen. Die gefühlte Überzahl war damit Geschichte und es kam deutlich häufiger zu Mann-gegen-Mann-Duellen. Damit kamen Toni Kroos und Co. überhaupt nicht klar.

Zum einen pressten die Niederländer jetzt mit vier offensiven Spielern und zwangen die DFB-Verteidiger damit zu vielen Fehlpässen, zum anderen gelang es ihnen nun, die Flügel zu überladen und damit an den deutschen Abwehrspielern vorbeizukommen. Das frühe Gegentor zum 1:2 verunsicherte die Nationalmannschaft zusätzlich. Sie ließ sich immer weiter hinten reindrängen und die niederländischen Innenverteidiger das Spiel in Ruhe aufbauen. Hier fehlte es an Mut, weiter herauszurücken und im Stile der ersten Hälfte anzulaufen.

Offensiv bekam das Mittelfeld keine Kontrolle mehr über den Ball, wodurch Gnabry und Sané komplett in der Luft hingen. Viel zu hektisch wurde das Leder deutlich zu schnell verloren. In den ersten 30 Minuten der zweiten Halbzeit verbuchte die Niederlande deshalb 7:0 Torschüsse. Deshalb war der zwischenzeitliche Ausgleich auch überaus verdient. Deutschland fand gegen diese taktische Umstellung lange kein geeignetes Mittel.


Fazit

Wie bereits beschrieben, wurde in diesen zwei Halbzeiten anschaulich dargestellt, wo Joachim Löw mit seiner Mannschaft hin will und wo es noch Probleme gibt. In der ersten Hälfte passte eigentlich alles zusammen, allerdings brachte Koeman dieses Gebilde mit einer taktischen Umstellung zum Einstürzen, auf die Deutschland zu spät bzw. fast gar nicht reagierte.

Den Bundesadlern entglitt die Kontrolle über das Spiel und sie ließen sich zu weit in die Defensive drängen. Am Ende gelang ihnen noch glücklich der Siegtreffer. Letzteres ist aber natürlich positiv zu sehen, zeigt es doch immerhin, dass sie bis zum Schluss den Willen hatten, doch noch die drei Punkte einzufahren.

Artikelbild:Deutschlands Sieg über die Niederlande: Das war gut, das war schlecht

Löw hatte wenig Zeit, um mit seinen Spielern an der neuen Spielidee zu feilen, da muss man ihnen auch 45 schwächere Minuten zugestehen. Die erste Hälfte macht Mut, der Sieg ist gut für das Selbstvertrauen. Darauf kann der Bundestrainer aufbauen.