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Niklas Levinsohn·8. Mai 2019

Das ist das (fast) vergessene Wunderkind von Ajax

Artikelbild:Das ist das (fast) vergessene Wunderkind von Ajax

Die wirklich heiße Ware aus Amsterdam hört auf andere Namen, aber der vergessene Held dieser Ajax-Saison heißt Donny van de Beek.

David Neres, Hakim Ziyech, Frenkie de Jong: Letzterer wird Ajax Amsterdam im Sommer definitiv in Richtung Barcelona verlassen, die beiden anderen Edeltechniker zieht es aller Voraussicht nach ebenfalls weg aus der niederländischen Hauptstadt. Und irgendwie ist das ja auch der Gang der Dinge, waschechte Eigengewächse der Ajax-Fußballschule sind sie schließlich alle drei nicht. Sogar für de Jong zahlten die Amsterdamer 2015 eine zweistellige Millionensumme. Bei Donny van de Beek sieht die Sache allerdings anders aus.


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Der Mittelfeldmann, der unter Erik ten Hag als abgezockter Knipser in Erscheinung tritt, ist nämlich durch und durch ein Kind der Ajax-Schule. Schon als Elfjähriger schloss er sich der weltberühmten De Toekomst Jugendakademie an und sog deren Spielphilosophie auf wie ein Schwamm. Sollte sich van de Beek also im Sommer ebenfalls von Ajax verabschieden, würden die Niederländer wahrlich einen ihrer Eigenen verlieren. Entsprechend wenig sind sie gewillt, den 22-Jährigen ziehen zu lassen.

Ein Abschied aus Amsterdam würde van de Beek jedoch auch selbst alles andere als leicht fallen, denn er ist emotional auf ganz besondere Weise mit dem Klub verwoben. Seine Geschichte ist nämlich auch die Geschichte von Abdelhak Nouri. Dem inzwischen 22-Jährigen, der im Juli 2017 bei einem Testspiel gegen Werder Bremen zusammenbrach und aufgrund von Sauerstoffmangel irreparable Hirnschäden erlitt.

Nouri und van de Beek wirbelten gemeinsam durch den niederländischen Jugendfußball und formten dabei auch abseits des Rasens eine unzertrennliche Freundschaft, die knapp zwei Jahre nach dem Unglückstag immer noch Bestand hat. Damals hatte van de Beek wenige Wochen nach dem Zusammenbruch seines Teamkollegen für Ajax in der Champions League Qualifikation gegen Nizza getroffen und anschließend mit den Fingern die 34 geformt, Nouris alte Rückennummer. „Für Appie (Abdelhak Nouri, d. Red.) und seine Familie!“, machte der Blondschopf nach der Partie deutlich, wem er dieses Tor gewidmet hatte.

Mussten die Amsterdamer 2017 noch in der Qualifikation für die Königsklasse ran, so sind sie mittlerweile einer der drei letzten verbliebenen Anwärter auf den Henkelpott. Auch dank van de Beek, der sich zwei seiner drei Treffer in der laufenden Champions League Saison für die K.o.-Spiele gegen Juventus und die Tottenham Hotspur aufgehoben hat. Gegen die Alte Dame traf er übrigens in der 34. Minute. „Das kann kein Zufall sein“, legte sich der fünffache niederländische Nationalspieler nach dem Weiterkommen in Turin fest.

Zufall ist es auf jeden Fall nicht, dass van de Beek in den beiden letzten CL-Begegnungen für Ajax getroffen hat. Der 22-Jährige hat nämlich eine ganz eigene Art, seine Rolle im Mittelfeld zu interpretieren. Mit der nominellen Sturmspitze Dušan Tadić tauscht er immer wieder die Plätze und stiehlt sich durch kluge Tiefenläufe in den Rücken der Verteidigung. Vor dem gegnerischen Gehäuse bleibt er zudem beeindruckend cool, setzte gegen die Spurs gar Hugo Lloris mit einer Schussfinte auf den Hosenboden, bevor er den Ball versenkte.

van de Beek auf einen verkappten Vollstrecker zu reduzieren, würde seinen Fähigkeiten allerdings nicht gerecht werden. Am Ball bestens ausgebildet lässt die Nummer 6 das Spielgerät zuverlässig durch die eigenen Reihen zirkulieren und präsentiert sich als Prototyp eines Produkts der Ajax-Schule. Die ziehen für gewöhnlich aber zum Sammeln großer Titel in die weite Welt hinaus. Sollte der aktuelle Jahrgang am 1. Juni 2019 in Madrid mit dieser Tradition brechen, dann ganz sicher auch wegen Donny van de Beek.